Heute lassen wir eine besondere Stimme zu Wort kommen – die Perspektive einer Schülerin. Wir laden Sie ein, gemeinsam mit uns zu erfahren, wie Sharifa Mohammedi ihre Bildungsreise erlebt.
Text: Sharifa Mohammedi.
Ich komme aus Afghanistan. Ich bin 25 Jahre alt und lebe seit 2 Jahren in der Schweiz. Ich bin jetzt in der Klasse BPI5 an der BFF Bern. Mein Wunschberuf ist FaBe K.
Als ich in die Schweiz gekommen bin, kannte ich niemanden. Ich konnte auch die Sprache nicht und ich wusste nicht, welche Berufe es gibt. Nach zwei Monaten habe ich die Lehrerin von meinem jüngeren Bruder kennengelernt. Sie hat mir angeboten, bei ihnen in der Schule zu schnuppern. Es gibt dort auch eine Tagesschule und eine Kita. Also habe ich eine Bewerbung für eine Schnupperlehre geschickt. Ich hatte erst das Sprachniveau A1 erreicht und dachte, ich hätte keine Chance für eine Schnupperlehre. Nach einer Woche habe ich allerdings eine positive Antwort bekommen. Ich war sehr glücklich, aber ich hatte auch Angst, weil die Kinder Berndeutsch sprechen und ich das noch nicht so gut verstand.
Die drei Schnuppertage waren sehr anstrengend, aber es ist mir gut gegangen. Ich konnte mit den Kindern spielen und sie sprachen Hochdeutsch mit mir. Es war meine erste Erfahrung in einem Beruf, und ich wusste, dass es bis zu einer Lehrstelle noch ein weiter Weg ist.
Als ich an die BFF kam, versuchte ich, möglichst schnell Deutsch zu lernen, eine gute Schülerin zu sein und viel zu schnuppern. Ich wollte das Deutsch-Niveau A2 erreichen, viel über die Schweiz lernen und lernen, wie man Bewerbungen schreibt und wie man eine Schnupperlehre findet. Ich habe ganz verschiedene Berufe ausprobiert und immer wieder geschnuppert: als Coiffeuse, als Näherin, als Restaurationsfachfrau, als Floristin, als Fachperson Apotheke und auch mehrmals in einer Kita oder Tagesschule.
FaBe K hat mir immer am besten gefallen. Ich wollte es noch einmal probieren und meldete mich wieder bei der gleichen Tagesschule. Ich habe meine Bewerbung verbessert und mich noch einmal für eine Schnupperlehre beworben. In der Zeit, in der ich auf eine Antwort warten musste, hatte ich viel Stress. Danach konnte ich noch einmal eine Woche dort schnuppern. Es lief sehr gut. Ich hatte Freude und habe viel gelernt. Mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verstehe ich mich sehr gut, und die Chefin ist sehr nett.
Als FaBe K muss man sehr geduldig, belastbar und respektvoll sein. Man braucht eine hohe Aufmerksamkeit, weil man viel Verantwortung für die Kinder trägt. Diese Eigenschaften sind mir sehr wichtig. Ich habe das in meiner Familie gelernt. Ich bin die Älteste von sieben Geschwistern. Ich musste schon früh Verantwortung übernehmen und zur Familie schauen.
Ich wusste nicht, ob ich eine Lehrstelle finde, aber ich wollte stark bleiben und nicht aufgeben.
Nach der Schnupperwoche hat meine Chefin mit mir gesprochen. Sie hat gesagt, ich müsse noch mehr Deutsch lernen und mein Sprachniveau verbessern. Aber in der praktischen Arbeit war sie sehr zufrieden.
Ich kann nächstes Jahr in der Tagesschule Schwabgut die Vorlehre als FaBe K machen. Ich bin sehr glücklich, und ich hoffe, dass ich es schaffe.
Mit offenen Armen erwarten wir die Rückkehr von Sharifa Mohammedi nach ihrer Vorlehre an unsere Berufsschule.
Zur Berufsbildung Fachfrau / Fachmann Betreuung EFZ
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