11 Fragen an Thomas Roth, Abteilungsleiter der Höheren Fachschulen. Das Gespräch führte Peter Brand.
Unter welchem Begriff geht für Sie das Berichtsjahr in die BFF-Annalen ein?
Distanzlernen.
Und warum ist das so?
Die Abteilung HF konnte pandemiebedingt zwischen November 2020 und Juli 2021 – mit ganz wenigen Ausnahmen – keinen Präsenzunterricht mehr anbieten. Die Lehrpersonen mussten einen unglaublichen Effort leisten, um über solch lange Zeit einen qualitativ hochstehenden Unterricht zu bieten, bei dem auch Studierende, die sich mit virtueller Kommunikation schwertun, nicht abgehängt wurden. Dies ist uns ganz gut gelungen. Allerdings gibt es Studierende, deren Abschluss sich um ein Jahr verzögert hat. Andere haben psychisch unter der Pandemie gelitten. Dank unserem breiten Angebot an individueller Begleitung und Unterstützung konnte wir die Krisen meist gut auffangen oder zumindest sicherstellen, dass die Betroffenen die erforderliche professionelle Unterstützung erhielten.
In welchen Bereichen hat sich Ihre Abteilung am meisten weiterentwickelt?
Das Distanzlernen ist zu einem Ausbildungselement geworden, das heute nicht mehr wegzudenken ist. Wir wollen es in allen unseren Bildungsgängen integrieren. Dies nicht im Sinne eines Fernstudiums, sondern eines ergänzenden, zielgerichteten Einsatzes von vielfältigen Lehr- und Lernformen. Die Neukonzeption Betriebsleitung in Facility Management startete im August 2021, diejenige der beiden anderen Bildungsgänge Sozialpädagogik und Kindheitspädagogik 2022.
«Präsenzunterricht bleibt ein zentrales Element.»
Was konnten Sie bewahren?
Der Präsenzunterricht bleibt ein zentrales Element unserer Bildungsangebote. Dies bedeutet, dass mindestens zwei Drittel aller Lernstunden im Klassenverband stattfinden. Die Klasse als soziales Lernfeld, welches bewusst nicht nur kuschelig ist, sondern auch Reibung – und damit Wärme – erzeugt, ist etwas, das ich unbedingt bewahren will.
Gibt es etwas, worauf Sie besonders stolz sind?
Stolz ist das falsche Wort, da alles Erreichte ein Produkt des Zusammenspiels zwischen allen Beteiligten ist. Dankbar und beeindruckt bin ich vor allem vom grossen Engagement der Lehrpersonen bei den erwähnten Umstellungen. Ein wichtiges Element, welches die HF auszeichnet, sind auch die externen Studienwochen, in denen die Persönlichkeitsentwicklung (oder die Sozial- und Selbstkompetenz, wie wir sie heute nennen) im Zentrum steht.
Wo gab es Gegenwind?
Die erwähnten Neukonzeptionen forderten die Lehrpersonen aufs Äusserste und fordern uns alle immer noch. Wir mussten zahlreiche Massnahmen ergreifen und zusätzliche Ressourcen mobilisieren, um die Umsetzung zu sichern.
Spürten Sie auch Rückenwind?
Seit der Umsetzung dieser Massnahmen hat der Wind etwas gedreht. Es ist aber sicherlich nicht windstill geworden. Ich fühle mich gestärkt durch mein Team aus Bereichsleitungen und Sekretariat, welches am gleichen Strick zieht und die anspruchsvolle Umsetzung mitträgt und sicherstellt. Gleiches gilt für die Direktion und die verschiedenen Gremien, ohne die eine erfolgreiche Umsetzung der ambitiösen Neukonzepte nicht machbar wäre.
Hinter uns liegen schwierige Zeiten. Gehen Sie trotzdem guten Mutes ins nächste Schuljahr?
Die Pandemie ist bei Weitem noch nicht überstanden, aber ich bin zuversichtlich, dass wir einen Weg finden und spätestens im neuen Schuljahr auf die Unwägbarkeiten und den damit verbundenen Rieseneffort aller Beteiligten als wichtige Erfahrung in unserem Leben zurückblicken können.
Der Leitsatz des Berichtsjahrs lautete: «Wir gehen mit Mitmenschen und Umwelt respektvoll um». Wie hat sich Ihre Abteilung diesem Thema angenommen?
Beides sind im Grund genommen selbstverständliche Werte für jede Schule. Sie müssen aber gepflegt werden. Das haben wir im Berichtsjahr denn auch getan. Wir sprechen miteinander, erlauben Mitwirkung und suchen gemeinsam nach Lösungen.
«Das beste Resultat ist es, den Weg gemeinsam zu gehen.»
Mit welchem Resultat?
Die HF-Bildungsgänge sind für die Zukunft gut aufgestellt. Allerdings ist das weiterhin «work in progress» und kann nicht mit dem üblichen Input-Output-Schema betrachtet werden. Das beste Resultat ist es, den Weg gemeinsam zu gehen und dabei immer wieder innezuhalten, um auf das Erreichte zurückzuschauen und zu prüfen, ob Tempo und Richtung stimmen.
Inwiefern hat der Leitsatz Sie persönlich inspiriert?
Verbessern kann man sich immer. Es lohnt sich, den Fokus im Schulalltag hin und wieder auf sein persönliches Verhalten zu richten.