Text und Bild: Claudia Furger
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«30 Meter schwebend über dem Boden – das wäre schon was», Svenja Beutler schmunzelt. Sie würde gerne einmal auf einer Fassadenbefahranlage in die Höhe fahren, vielleicht um die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften bei der Fensterreinigung an der Aussenfassade eines Gebäudes zu kontrollieren. «Schwindelfrei muss man da schon sein», meint sie. Vielleicht klappt es bald. Abwegig ist das nicht. Denn Svenja Beutler ist ausgebildete Betriebsleiterin in Facility Management HF, und die Planung des Unterhalts sowie die Schulung und Überwachung von Sicherheitsmassnahmen bei der Reinigung von Gebäuden gehören zu ihrem Alltag. Momentan arbeitet die 28-jährige als Teamleiterin für Grossobjekte in einem Grosskonzern und ist für 40 Mitarbeitende verantwortlich. Nebst der Teamleitungsfunktion ist Svenja ausgebildete KOPAS (Kontaktperson für Arbeitssicherheit) und nebenbei auch noch Berufsbildnerin für Überbetriebliche Kurse.
«Es macht Spass Mitarbeitende zu führen, zu schulen und zu motivieren», sagt sie. Dafür wurde sie im Studium zur Betriebsleiterin in Facility Management HF auch ausgebildet. Das Studium hat sie an der BFF Bern absolviert. Fächer wie «Psychologie & Soziologie», «Führung & Kommunikation», «Konfliktmanagement» oder «Präsentieren & Moderieren» zählt Beutler dabei zu ihren Herzensfächern. «Das Studium ist äusserst praxisbezogen, und vieles lässt sich gut in den Alltag integrieren», sagt sie. Und wenn sie heute im Team einen Konflikt angehen muss, dann hat sie sich das Rüstzeug zum Vorgehen und zur Lösungsfindung im Studium an der Höheren Fachschule geholt. Auch wenn sie neue Mitarbeitende rekrutiert und schult, Teams umstrukturiert, Projekte plant und implementiert oder Einsatzpläne erarbeitet, greift sie auf ihr Wissen aus dem Studium zurück.
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Breites Themenspektrum
Der Lehrgang bietet aber noch weitere Schwerpunkte. «Die Welt des Facility Managements ist äusserst vielseitig – das macht sie so reizvoll», sagt Svenja Beutler. Denn auch fundiertes Wissen zu Themen wie «Leadership», «Management» oder «Facility Services» wird vermittelt. «Weil die Themenpalette so breit ist, lernt man stets dazu, kann sich weiterentwickeln oder auch spezialisieren», sagt die Fachfrau. «Für mich waren das wichtige Aspekte, die mich während der Ausbildung motiviert, gefördert und gefordert haben». Schliesslich kommt dieses breite Spektrum an Themen auch im Berufsalltag zum Tragen. Abhängig ist das vor allem vom Betrieb, in dem man tätig ist. Während Beutler heute zum Beispiel organisatorische und führungstechnische Aufgaben im Bereich der Reinigungstechnik wahrnimmt, sind die Betriebsleitenden in Facility Management in kleinen oder mittelgrossen Betrieben für die Leitung und Koordination weiterer Facility Services wie z.B. Gastronomie, Wäscherei oder Logistik zuständig.
Während des Studiums war Svenja Beutler bei ihrem früheren Arbeitgeber, einem Alterszentrum, viel mehr praktisch tätig. So war es zum Beispiel während der Corona-Pandemie ihre Aufgabe, verschiedene Isolationszimmer sachgemäss zu reinigen und zu unterhalten, die Hygienerichtlinien einzuhalten und die fachgerechte Schulung von Mitarbeitenden durchzuführen . Auch hier hat sie ihr bestehendes Wissen mit Know-How aus dem Studium vertieft. Schliesslich hat sie auch ihre Diplomarbeit zum Thema «Fachgerechte Schulungen im Bereich Hygiene» verfasst.
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Der Mensch im Fokus
«Mit Menschen zu arbeiten, bereichert mich sehr», führt Svenja Beutler aus. Und im Alterszentrum hat sie viele herzerwärmende und lustige Geschichten erlebt, welche ihr Denken und Handeln noch heute beeinflussen. So flogen ihr einmal die dritten Zähne eines Bewohners entgegen, als sie kräftig seine Bettdecke ausschüttelte. Ein anderer Bewohner wiederum hat sie regelmässig auf Trab gehalten, weil er unsachgemäss mit seiner Herdplatte im Zimmer hantierte und den Feueralarm auslöste. Solche Erfahrungen helfen Svenja Beutler heute, ihre Mitarbeitenden besser zu verstehen, Arbeitsprozesse zu durchleuchten und schlussendlich optimal zu gestalten. «Mir ist der Austausch mit den Menschen wichtig, und ich bin froh, dass auch meine heutige Tätigkeit einen solchen mit sich bringt».
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Neue Wege
«Als ich den Studiengang startete, war ich schon sehr nervös», sagt Beutler. Die abwechslungsreichen Fächer, die fundierten Kenntnisse der Dozentinnen und Dozenten und der bereichernde Austausch in der Klasse haben sie aber schnell überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein. Dabei traf Svenja Beutler auf Mitstudierende, die wie sie bereits Vorkenntnisse aus dem Facility Management mitbrachten. Denn Beutler hat bereits vor einigen Jahren die Ausbildung zur Fachfrau Hauswirtschaft EFZ absolviert. Personen mit einem einschlägigen Fähigkeitszeugnis (Fachfrau / Fachmann Hauswirtschaft und Hotelfachleute) wird das erste Studienjahr erlassen. Personen mit anderen Vorbildungen erhalten im ersten Studienjahr praktische Einblicke ins FM und erwerben die schulischen Grundlagen zu den Facility Services. Danach dauert das Studium noch zwei (Vollzeit) bzw. drei Jahre (Teilzeit), darin enthalten sind viele Praxisbezüge, ein Transfermodul in einem Betrieb und ein Führungspraktikum.
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Die Relevanz des Facility Managements
«Ohne ein gut funktionierendes Facility Management würde vieles nicht laufen» erklärt Svenja Beutler. In Spitälern würde nicht operiert, in Restaurants nicht gekocht und in Pflegeheimen nicht betreut werden. Denn das Facility Management stellt alle notwendigen Supportdienstleistungen wie die professionelle Reinigung, das Textilmanagement und die Gastronomie sicher. Die Facility Manager sind zuständig für die Organisation, die Qualitätskontrollen, die Bewirtschaftung und die Personalführung. «Dafür braucht es ein entsprechendes Wissen», sagt die Fachfrau. Und wie sieht es mit ihren Perspektiven aus? «Im Moment setze ich das Gelernte im Alltag um. Wohin es mich in naher Zukunft trägt, weiss ich selbst noch nicht. Die Welt des Facility Managements ist schliesslich sehr facettenreich und ich habe viele Möglichkeiten». Svenja Beutler freut sich drauf.
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